17.12. – Von der Willkommenskultur zur Notstandsstimmung. Der Fluchtdiskurs in deutschen Leitmedien

Donnerstag, 17. Dezember 2015 | 19.00 Uhr
City Kirche – Wuppertal-Elberfeld

Vortrag und Diskussion mit Regina Wamper:

Von der Willkommenskultur zur Notstandsstimmung.
Der Fluchtdiskurs in deutschen Leitmedien

Wuppertal wurde am 11. April dieses Jahres Ort eines schweren Messerattentats durch drei Nazi- Hooligans. Diese Tat wird derzeit vor dem Landgericht verhandelt. Die Veranstaltung wird einen Tag nach der voraussichtlichen Urteilsverkündung (16.12.) stattfinden. Die Tat selber ist alles andere als kontextlos. Im Gegenteil: Sie ist ein Ausdruck, der sich zuspitzenden rassistischen Zustände.

Ströme, Fluten, Invasionen. Auch 2015 bedienen deutsche Leitmedien Bilder von Flucht und Migration, die dazu geeignet sind, Menschen als Massen wahrzunehmen und weitere Entrechtungen von Geflüchteten zu legitimieren. Zwar wurde im Sommer 2015 in den Leitmedien noch positiv auf eine “Willkommenskultur” verwiesen, aber bereits zu dieser Zeit auch die Aufteilung in legitime Flüchtlinge und illegitime Flüchtlinge bedient. Mit der voranschreitenden Krisenrhetorik änderte sich auch der Fluchtdiskurs.

Im Herbst 2015 wurde in der bundesdeutschen Presse die zuvor noch zurückgewiesene Frage nach “Belastungs- und Obergrenzen” debattiert. Auch in politischen Debatten spiegelt sich diese Gleichzeitigkeit wieder. Merkels “Wir schaffen das!” korrespondierte mit Seehofers Warnung vor “massenhaftem Asylmissbrauch”. Beide Positionen bildeten die diskursive Grundlage für die massive Einschränkung des Grundrechtes auf Asyl, die im September mit den Stimmen von der Union, SPD und Grünen beschlossen wurde.

Eng verknüpft erschien die Debatte um Flucht und Asyl mit der um rassistische Mobilisierungen und Brandanschläge. Zentral war dabei die Aussage, dass die Anwesenheit von Geflüchteten Ursache sei für rassistische Agitationen. Insofern wurde auch eine Beschränkung der Rechte Geflüchteter als Strategie gegen rassistische Gewalt interpretiert. Eine fatale Einschätzung, die an die Ereignisse und Debatten der frühen 1990er Jahre erinnert.

Wie korrespondiert der mediale Diskurs mit dem der politischen Eliten? Wie hängt dies mit rassistischen Mobilisierungen nicht nur in Sachsen zusammen? Warum sprechen alle von einer Flüchtlingskrise und nicht etwa von einer Rassismuskrise?

Diese Fragen werden Gegenstand der Veranstaltung sein, in der die Referentin einen Überblick über den aktuellen Flucht- und Rassismusdiskurs geben wird.

 

Regina Wamper ist Politikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS).

Kooperationsveranstaltung der SJD – Die Falken, KV Wuppertal, Arbeit & Leben, Region Berg-Mark sowie der Kampagne gegen Hogesa, Nazis und Rassist_innen